Die Typisierungsaktion für Tobias wurde bald nach der für alle Familienangehörigen und Freunden der Familie Weigand ins Leben gerufen. Von Kristina Schäflein, Jürgen Stepan und Jürgen Lindemann wurde nach Rücksprache mit den Eltern am 25.11.2008 die Entscheidung getroffen, eine solche Aktion zu organisieren. 46 Tage später war es schließlich so weit: Die Typisierung fand in der kleinen Halle der Turngemeinde 1848 e.V. am 10.01.2009 in Schweinfurt statt.
Die Planung einer solchen Veranstaltung braucht eine gewisse Vorplanung. 800 Typisierungen waren das Ziel, das die Organisatoren bei der Entscheidung am 25.11. in Auge fassten. 800 Typisierungen für die Möglichkeit den richtigen Spender für Tobias zu finden.
Aber auch das Wissen, dass unter diesen 800 Typisierungen statistisch gesehen 8 potentielle Lebensspender auch für andere unbekannte Patienten sein könnten.
Auftakt der Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Typisierungsaktion war wohl die Veröfentlichung der Internetseite am 27.11.2008. Zusammen mit der DKMS wurde die Typisierung angegangen. Plakate zur Information der Bevölkerung wurden entworfen.
Medzinische Fachtexte wurden zusammen mit der Referenz der deutschen HLH-Forschung Frau Prof. Gritta Janka in ein allgemeinverständliches Deutsch übersetzt.
Dann passierte das, was keiner zu glauben gewagt hätte: Eine nicht in Zahlen zu fassende Zahl von Unterstützern konnte gefunden werden, die bei verschiedenen Copy Shops die Plakate ausdrucken ließen und in ganz Schweinfurt verteilten. Diese Plakate weckten dann auch das Interesse der Presse. Die Mainpost berichtete fast ganzseitig über Tobias und die geplante Typisierungsaktion. Radio Primaton stürzte sich mit einem für uns noch immer unfassbaren Engagement in die Hilfsaktion. Zusammen mit den Marktleuten auf dem Weihnachtsmarkt sammelten sie an einem Weihnachtssamstag Spenden für die Typisierung.
Wahrscheinlich auf Grund dieser umfassenden Medienberichte entschlossen sich viele Menschen in der Vorweihnachtszeit zur Unterstützung der Typisierung. Kindergärten spendeten den Erlös von Weihnachtsbasaren und Plätzchenverkäufen. Vereine
sammelten auf den Weihnachtsfeiern Geld zur Finanzierung der Typisierung. Ganze Schulklassen verschrieben sich der „Hilfe für Tobias". Eine nicht zu beziffernde Zahl von Privatleuten, Firmen und Institutionen spendeten für die Typisierung. Der Versuch alle Unterstützer aufzählen zu wollen, würde aufgrund der Masse scheitern. Auch sind wir uns sicher, dass im Hintergrund unzählige Aktionen gestartet wurden, die uns nicht bekannt wurden.
Im Laufe der besagten 46 Tage seit Beginn der Planungen bis zum Typisierungstag am 10.01. durften die Schätzungen mehrfach nach oben geschraubt werden. Von zunächst 800 Typisierungen ging man im weiteren Verlauf erst von 1.500 und zum Ende hin von 2.500 Typisierungen aus. Einzelne Helfer orakelten vor wenigen Tagen dann etwas von 5.000 Typisierungen, was aber aufgrund der unfassbaren Zahl als Spinnerei abgetan wurde. Auch wenn sich nun herausstellte, dass die Spinner die Realisten waren.
Die Typisierung am 10.01. begann bereits gegen 9.30 Uhr und damit rund eine halbe Stunde früher als geplant. Möglich wurde dies, da durch zahlreiche fleißige Hände bereits am Vorabend die gesamt Halle für den nächsten Tag vorbereitet werden konnte. So waren am Morgen des 10.01. nur noch wenige Vorarbeiten notwendig.
Dank der hervorragenden Helferplanung von Eva Spech bei den Blutentnahmestellen konnten durchweg 20 Plätze besetzt werden. Ebenso viele Plätze wurden von Schreibern besetzt, die zusammen mit den Spendern die Registrierungsunterlagen ausfüllten. Im Laufe des Tages und der deutlich höheren Spenderzahlen wurden diese Bereich weiter ausgebaut, so dass im Laufe des Tages bis zu 36 Blutentnahmestellen und bis zu 50 Schreibplätze besetzt wurden. Damit konnten die Wartezeiten der Spender, die teilweise bis zur Bordsteinkante am Lindenbrunnenweg anstehen mussten auf maximal 25 Minuten beschränkt werden. Ohne die Vielzahl motivierter Helfer wäre dies nicht möglich gewesen. Was für die Organisatoren überraschend war: Trotz des hohen Streßlevels für alle Helfer und Spender verlief die Aktion in extrem entspannter und harmonischer Weise. Dadurch war es auch möglich, das Ende der Typisierung um eine Stunde auf 17.00 Uhr zu verlegen. Der letzte Spender verließ die Halle schließlich gegen 18.10 Uhr. Und machte damit die 4.600 Spender voll. Keine Spende mehr, keine Spende weniger.
Sichtlich beeindruckt zeigten sich auch die beiden Paten der Aktion. Peter Kuhn von der schwarzen Elf aus Schweinfurt war bereits ab 10 Uhr in der Halle, ließ sich typisieren und beobachtete das zeitweise unüberschaubare Gewusel in der Halle. Aber auch Frank- Markus Barwasser war sichtlich erstaunt über die Unterstützung der Bevölkerung für den kleinen Tobias.
Nach einem langen Tag konnte die Halle der Turngemeinde gegen 20.00 Uhr wieder in einem besenreinen Zustand übergeben werden.
Die Organisatoren löschten das Licht in der Halle mit dem stolzen Gewissen, dass die Hilfsaktion mit einem Wahnsinnsergebnis abgeschlossen wurde. Und mit dem Wissen, dass man etwas bewegen kann, wenn nur genug Menschen motiviert werden können.
Dennoch wären wir glücklicher, wenn es den Tag gestern gar nicht erst gebraucht hätte... Hier für die Beamten und Zahlenfanatiker unter uns eine kleine Statistik:
Typisierungen
4.600 Gesammelte Blutspenden 23.000 ml
Eingesetzte ehrenamtliche Helfer 262
Geldspenden im Vorfeld 105.577,19 €
Kuchenspenden 182
Ausgegebene Wienerchen 1.600
Ausgegebene Bratwürste 1.300
Ausgegebene Pizzen 500
Besonders danken möchten wir uns bei den Firmen, die uns unmittelbar am Typisierungstag unterstützt haben:
Bäckerei Kupfer, Schweinfurt
(Backwaren) Bäckerei Ludwig, Oerlenbach
(Backwaren) Fa. Lochner, Schweinfurt
(Verpackungen)Fa. C&C EDEKA Großmarkt, Schweinfurt (Lebensmittel)
Fa. Stoike (Kaffeemaschinen, Kaffee)
Wernecker Bierbrauerei, Werneck (Getränke)
Fa. Peks, Werneck (Getränke)
Holger Merz, Sennfeld (Pizzen)
Fa. Markert (Bratwürste)
Barmer Ersatzkasse (Glühwein)